Berichterstattung
Zurueck in der Bibliothek. Diesmal mit Laptop und etwas mehr Zeit (an meinem freien Tag). Die Zeit scheint schneller zu ticken. Bin schon seit 1,5 Wochen wieder in Dawson. Gemeldet habe ich mich seitdem nicht so oft (Mails und Skype und Gedoens zu seiner Zeit), von daher ein paar Worte zu meinem neuen Alltag.
wohnen
Die Huetten-WG mit Kirsty ist bestens. Ich wuerde auch im Eldorado Hotel ein Zimmer zum Angestelltentarif bekommen, aber das spare ich mir. Es sind zwar knapp 3 km bis in die Stadt, aber im Normalfall fallen meine Arbeits- und Kirstys Schulzeiten zusammen und sie kann mich im Auto mitnehmen. Ansonsten habe ich bald auch ein Fahrrad. An dem werden gerade noch ein paar Teile erneuert, aber dann - so war sich der Verkaeufer sicher - komme ich damit auch durch den kompletten Winter. Er denkt dabei an das Rad. Ich denke eher an mich und zweifle die Aussage an.
Von aussen sieht die Huette wirklich winzig aus, ist aber effizient geraeumig. Wie auf den Bildern zu sehen, steht das Plumsklo dahinter. Das liegt am Permafrostboden, der es Wasserleitungen schwer macht. Das Wasser kommt daher kanisterweise von einem RV-Park "um die Ecke". Strom gibt es. Holzofen auch. Mit Glueck sogar bald Internet.
arbeiten
Ich habe einen Job. Ja. Der klingt noch nicht wie das Gelbe vom Ei, aber wenn man in einer Stadt leben will, die winterbedingt fast auf die vierte Stelle bei den Einwohnerzahlen verzichtet, darf man damit wohl zufrieden sein. Tellerwaescher im Eldorado Hotel koennte auch nach dem ersten Schritt eines amerikanischen Lebenslaufes klingen. Das Hotel ist in der Innenstadt und eines der wenigen Restaurants, das noch geoeffnet ist. Mit den Koechen kommt man sehr gut aus und so landet nach einem halben Jahr konstantem Minus endlich mal wieder ein bisschen Geld auf dem (mittlerweile auch kanadischen) Konto.
Das Dawson Job Board werde ich doch (sobald ich Mitte Oktober wieder aus Atlin zurueck bin) stets im Blick behalten, denn sollte sich im Laufe des Winters etwas Spannenderes ergeben, werde ich mich dort auf jeden Fall bewerben.
sonst so
Gerade fuer den Punkt "heimisch werden" ist die Arbeitsstelle ein Pluspunkt. Man lernt mehr und mehr Leute kennen und Arbeit gehoert zum Wohnen ja auch irgendwie dazu. Es ist definitiv ein Unterschied, ob man von Bad Kissingen nach Wuerzburg zieht, oder nach sieben Monaten Reisen in Dawson City sesshaft wird. Aber ich fuehle mich pudelwohl. Charme hatte die Stadt schon im Sommer. Jetzt verzichtet sie auf Touristen und wer hier ist, will auch hier sein. Auch schoen, wenn man langsam ein paar dieser Gesichter kennt und trifft, wenn man durch die Strassen schlendert, auf die Waesche wartet oder unglaublich teures Gemuese einkauft.
Ein Ereignis, dem ich entgegen fieber, ist die Eroeffnung der Hockeyflaeche. Die wird im Winter auf dem Baseballfeld hergerichtet und bis dahin brauche ich auf jeden Fall ein Paar Schlittschuhe und einen Schlaeger. Besonders, wenn ich lesen muss, dass sich das heimische Team auf ein Turnier in St. Petersburg vorbereitet, indem in Mitterteich Schinkenplatten bestellt werden.
Seit ich Daniel Tschuess gesagt und Vancouver den Ruecken zugedreht habe, hat sich das gesprochene Deutsch auf beinahe Null reduziert. Von morgens bis abends nur noch Englisch. Es ist jedoch weniger nervig als gedacht, es wird selbstverstaendlich und Tag fuer Tag wieder etwas leichter.
Zum Ende noch eine Lanze fuer ueber das Wetter sprechen brechen. Gestern Mittag noch herrliches T-Shirt-Launen-Wetter, nachts dann ein kraeftiger Temperatursturz. Die Baeume verabschieden sich langsam vom Laub und die Tage werden bereits spuerbar kuerzer.